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Tasmanien

Tasmanien gilt als das kleine Neuseeland und da wir es aus persönlichen und zeitlichen Gründen zumindest auf dieser Reise bedauerlicherweise nicht mehr nach Neuseeland schaffen werden musste es zumindest Tasmanien sein. Zudem suchten wir nach einem ruhigen und schönen Ort mit Raum und Zeit für minimum eine Woche, um nach den 3 Wochen Roadtrip wieder ein wenig an- und runterzukommen und auch wieder für die Schule zu lernen.

 

Als ich während meiner Recherche nach einer geeigneten Unterkunft auf eine alte Kirche aus dem Jahre 1890 stoß waren wir alle sofort verliebt und begeistert von dem Gedanken dort ein wenig zur Ruhe zu kommen. Auch Maria und Timo waren wieder mit an Board und so machten wir uns gemeinsam und voller Vorfreude auf den Weg nach Tasmanien.

 

Eigentlich hätten wir gerne die Fähre genommen, da dies wieder ein spezielles Abenteuer für uns gewesen wäre, da aber die Verbindungen nicht optimal waren und der Flug von eineinhalb Stunden sogar günstiger als die Fahrt mit der Fähre von ca. 10 Stunden entschlossen wir uns für den Flug. Da wir die Kirche aber schon vor dem Flug gebucht hatten und zu diesem Zeitpunkt die Daten und Zeiten der Fähre zu Grunde gelegt hatten, hatte dies ein weiteres Abenteuer zur Folge...

 

Als wir um 17h den Flughafen in Tasmanien erreichten und kurzfristig erkannten das wir wohl doch nicht nur vielleicht , sondern auf JEDEN FALL ein Auto benötigen würden, weil es so gut wie keine öffentlichen Verkehrsmittel gab, mieteten wir spontan einen SUV der eigentlich viel zu teuer war, den wir uns durch geteilte Kosten aber gerade noch so leisten konnten und mussten. Als wir nach einem Großeinkauf für die nächsten 10 Tage in Richtung Kirche aufbrachen war es bereits stockdunkel und nur der Mond leuchtete uns in aberwitziger Vollkommenheit den Weg. 

 

Die Autofahrt von ca einer Stunde, die darauf folgte, war wohl eine der adrenalingeladensten in meinem ganzen Leben.

Schon in den ersten 15min sprang mir das erste Tier in der Dunkelheit vors Auto und ich konnte gerade noch so ausweichen (was man ja eigentlich nicht soll) und so ging die Fahrt auch für die restliche Zeit weiter. Noch weiteren 3 Tieren musste ich auf meiner ersten Fahrt durch Tasmanien ausweichen bis wir die Kirche endlich erreichten.

Zu diesem Zeitpunkt waren wir uns noch nicht ganz sicher um welche Tiere es sich handelte. Sie sahen aus wie riesige Ratten und die ganze Fahrt war einfach nur scary...

 

Dementsprechend erleichtert waren wir zu später Stunde endlich die Kirche erreicht zu haben ohne eines der Tiere auf dem Gewissen zu haben. Wir wunderten uns über Licht und ein anderes Auto und machten uns auf die Suche nach der Key Box und die Kinder klopften voller Neugier an die Jahrhundertalte Eingangstür, als plötzlich zu unserer aller Überraschung mächtig zurück geklopft wurde...?!

 

Wir waren perplex und riefen "Hallo, is anyone here?", bekamen aber keine Antwort und gingen zum Seiteneingang und erblickten tatsächlich einen Mann und eine Frau in der Kirche welche in diesem Moment das Licht löschten und nicht weiter auf uns reagierten...Maria checkte erneut unsere Buchung bei AIRBNB und stellte mit Erschrecken fest, daß wir die Kirche erst ab dem nächsten Tag gebucht hatten, weil wir ursprünglich über die Nacht mit der Fähre und somit erst am nächsten Morgen angekommen wären...

 

Da standen wir nun mit 3 müden Kindern und einem Auto vollgestopft bis oben hin mit Gepäck und Einkaufstüten voller Lebensmittel irgendwo im Nirgendwo in Tasmanien um mittlerweile 22h...Nun war guter Rat teuer wie Maria sagen würde. Quasi ein Ding der Unmöglichkeit noch zu dieser Uhrzeit eine Bleibe für die selbige Nacht zu finden, aber das Glück irgendwie mit uns reist fanden wir innerhalb der nächsten 15 Minuten noch ein Ferienhaus in ca 40min Entfernung .

Sogar mit genug Platz für uns Alle und einem Kühlschrank für die ganzen Lebensmittel und Wlan nach längerer Abstinenz für die Kids. So kochten wir munter um 12 noch Spagetti Carbonara und waren einfach nur dankbar und sehr erleichtert für diese Nacht doch noch eine Bleibe gefunden zu haben.

 

Am nächsten Tag auf dem Weg zurück zur Kirche erschlossen sich uns in der Helligkeit die Tiere des nächtens , denen wir glücklicherweise immer im letzten Moment noch ausweichen konnten. Es handelte sich um das Forester Känguru, einer ähnlichen aber anderen Art der Kängurus als im Rest von Australien. Diesen Tieren begegneten wir neben Wombats und Schafen noch oft während unserer Zeit in Australien sowohl zu Fuß, als auch mit dem Fahrrad und dem Auto.

Die Frage ist ob wir mehr tote oder mehr lebendige Tiere gesehen haben. Eindeutig habe ich niemals zuvor derartig viele tote Tiere irgendwo auf der Straße gesehen. Gefühlt musste man alle paar Kilometer nicht nur lebendig auf die Straße springenden Kängurus ausweichen, sondern eben ständig auch bereits totgefahren Tieren. Es war echt schrecklich und hinterließ einen bitteren Beigeschmack und das Autofahren hat so keinen Spaß gemacht, musste man sich doch mehr darauf konzentrieren nix tot zu fahren , als die Landschaft zu genießen und besonders im Dunkeln waren wir sehr konzentriert und angespannt unterwegs , da es auch keine ausreichende Beleuchtung der Straßen gibt.

 

Da wir in Tasmanien aber auch viel Zeit "zuhause" in unserer wundervollen Kirche mit kochen, Lernen, Spiele spielen und chillen verbracht haben war es okay und Tasmanien insgesamt betrachtet genau der richtige Ort zum Entschleunigen. Zur Enttäuschung der Kids war das WIFI Volumen für den gesamten Monat bereits nach 3 Tagen aufgebraucht, weshalb die Kinder dann täglich Monopoly u.ä. gespielt haben. Maria und ich haben die Zeit so sehr genossen. Die Kirche hatte so viel Charme, eine Badewanne, einen Ofen und wir saßen oft mit Rotwein am Ofen und haben eine sehr gute Zeit gemeinsam erlebt. Jeden Tag haben wir in dem einzig uns nahe liegenden Café frische Blaubeeren, Kuchen und selbstgerechtes Blueberry Eis eingekauft und vernascht.

 

Ein kleiner großer Schreck war für mich noch der Moment, indem ich in mein Nachttischkörbchen nach einem Aufladekabel greifen wollte und meine Hand im letzten Moment zurückschnellte gefolgt von einem Aufschrei um Leben und tot...Alle kamen sofort angerannt und registrierten geschockt eine RIESIEGE, handgroße Vogelspinne mit behaarten Beinen und allem was so dazu gehört..wie lange die sich wohl schon in meinem Nachttisch neben mir aufhielt weiß ich nicht und wollte es auch nicht wissen! Was machen wir jetzt? Hier schläft so garantiert keiner mehr...Wir machten ein Foto und gingen zum Blaubeerkaffee, unserem einzigen Ansprechpartner innerhalb des Radius von einigen Kilometern, den Kindern sagten wir sie sollen die Spinne aus sicherer Entfernung für diesen Zeitraum im Auge behalten, bis wir mit Hilfe zurückkämen.

 

Den Damen im Blaubeeren Café war die Spinne durchaus ein Begriff und sie winkten entspannt ab, diese Spinne sei nicht gefährlich nur groß, wir könnten sie "einfach" rausbringen. Ja ne is klar?!!!

Wir baten um Hilfe und sagten, daß wir uns nicht trauen würden...so kam unsere persönliche Heldin und Superwoman des Tages mit uns zur Kirche und trug die Spinne unter bewundernden Blicken von uns Allen mit bloßen Händen hinaus in den Garten. 

 

Was hab ich mich früher vor so einigem Getier geeckelt, aber wir alle sind inzwischen schon ziemlich hart im nehmen geworden..anfangs waren beispielsweise Begegnungen mit Kakerlaken für mich noch verbunden mit wie am Spieß schreienden Teenagern die Dir plötzlich unverhofft einfach hysterisch auf den Arm springen und nicht mehr bereit sind wieder abzusteigen oder gar in einem Radius von einem Kilometer zu nächtigen. Mittlerweile ist unser aller Reaktion und das damit verbunden Stresslevel deutlich gelassener auf ein "oh Vorsicht das is ne Kakerlake "gesunken. Nix besonderes mehr, auch nicht die Tatsache das einem in Asien fast täglich gebratene Spinnen, Würmer, Käfer und Skorpione unter die Nase gehalten werden ob man nun will oder nicht. Die Begegnung mit dieser Spinne war für mich aber schon echt grenzwertig, giftig oder nicht und die nächsten Tage musste ich mich sehr überwinden wenn ich den Korb aus meinem Nachttisch öffnete.

 

Maria Island

Ein besonders Highlight auf Tasmanien war für uns ein Ausflug nach Maria Island. Die kleine Insel befindet sich im Süden Tasmanien unweit der Küste entfernt und war für uns mit einer 3 stündigen Fahrt bis zur Fähre verbunden. Dementsprechend standen wir sehr früh auf, wie immer wenn es darum ging neue Abenteuer und Außergewöhnliches zu erleben. Bereits bei Sonnenaufgang waren wir on the road und kamen erst sehr sehr spät an diesem Abend wieder zurück.

 

Maria Island gehört zum Nationalpark und bietet neben viel Historie atemberaubende Natur. Der kleine Ort Darlington gehört zum Weltkulturerbe und Geschäfte oder Autos gibt es hier keine. Dafür gibt es eine beeindruckend vielseitige und seltene Tierwelt und wunderschöne Landschaften, weiße Küsten, painted Cliffs und herrliche Eukalyptuswälder. Am besten erkundet man die Insel mit Fahrrädern . Dies war allerdings nicht nur für die Kinder sehr anstrengend und der darauffolgende Muskelkater sollte uns noch ein paar weitere Tage daran erinnern. Die Insel ist sehr hügelig und die damit verbundene Anstrengung besonders in der Hitze nicht zu unterschätzen und wir mussten sogar das ein oder andere mal schieben und haben längst nicht geschafft Alles zu sehen , was wir gerne gesehen hätten. Dennoch war der Besuch auf jeden Fall den Aufwand und alle Anstrengung wert. Auf Maria Island steht die Zeit still und alles duftet sehr intensiv nach Eukalyptus . Wir haben nur wenig Touristen, bis auf ein paar Wanderer, gesehen. An einer traumhaft weißen Bucht stärkten wir uns mit von den Kids am Vortag eigenhändig gemachten Pfannkuchen, sammelten tolle Muscheln und beobachten Kängurus, Vögel und Wombats. Fazit: Maria Island ist wunderschön, man sollte jedoch ausreichend Zeit und Proviant mitbringen. Gerne währen wir auch hier länger geblieben!

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