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Roadtrip Australien

Am Morgen des ersten Januar 2019 starteten wir in unser besonderes Abenteuer Roadtrip mit dem Camper von Sydney nach Melbourne . Schweren Herzens mussten wir uns nach der feucht fröhlichem Silvesternacht in Sydney von denen uns liebgewonnenen Travelbuddies Maria und Timo erst einmal trennen, da diese zum damaligen Zeitpunkt noch keinen Camper gemietet hatten und es sich trotz dem wünsch und dem Willen ihrerseits uns auf unserem Roadtrip zu begleiten , es sich als echte Challenge herausstellte noch kurzfristig einen zu bekommen.

 

Dezember bis Februar ist die beliebteste und meist gebuchte Reisezeit überhaupt und dementsprechend schwierig ist es Unterkünfte, Campingplätze und Autos zu finden und zu mieten. Um diese Situation wussten wir zwar, haben diese dennoch definitiv unterschätzt. Wir wussten es wird schwer, daß wir aber auf der Suche nach einem Campingplatz nur Kopfschütteln und Gelächter ernten würden, damit hatten wir nicht gerechnet. Auch das unser relativ gut ausgerüsteter Camper, zwar ohne Toilette und Dusche, aber mit kleinem Wassertank, Kühlschrank, Herd und Licht nur funktionieren würde solange wir in regelmäßigen Abständen von mindestens zwei Tagen einen powered Campingground finden würden, um die Haushaltsbatterie aufladen und nur so alles tatsächlich nutzen zu können.

 

Aber Herausforderungen sind ja bekanntlich da, um sie irgendwie und bestmöglich zu meistern. Maria und Timo gelang es dann doch noch einen alten Hippie Camper sehr kurzfristig und  innerhalb der nächsten zwei Tage zu organisieren und so gesellten die beiden sich zu unserer großen Freude bereits am dritten Tag wieder zu uns!

Schnell stellten wir außerdem fest das die Campingplätze mit ihren dicht an dicht stehenden und bis zum letzten Detail  voll ausgestatteten Campingkommunen irgendwie nicht unser Ding waren. Hier verbrachten die Leute teilweise nicht nur Tage sondern Wochen auf ein und demselben Campingplatz und hatten wirklich ihren halben Hausstand dabei.

 

Somit beschränkten wir uns überwiegend auf Wasser und Gas und kühlten teilweise mit Eiswürfeln aus dem Supermarkt.

Wir waren stetig auf der Suche nach öffentlichen Toiletten und Duschen , die wir oft auch nicht fanden, wenn wir sie gebraucht hätten. Dafür waren wir meistens an den wunderschönsten Orten ganz für uns alleine und schliefen nach dem Sonnenuntergang mit dem Meeresrauschen oder mitten im Busch mit dem Gekrächze der Kakadus ein. Unsere Wege wurden immer wieder, nicht nur zur Freude der Kinder, von wilden Kängurus und selten sogar von Koalas gekreuzt.

Manchmal war das Meer einfach unsere Dusche. Wir hatten zudem glaube ich einen völlig gegensätzlichen Rhythmus zu anderen Campern, welche meistens sehr früh aufstanden um möglichst als erstes zu bekannten Orten wie zum Beispiel den Zwölf Aposteln zu kommen und dort nicht versammelt mit lauter anderen Touristen aufzulaufen.

 

Wir waren meist viel zu lange wach, haben manchmal verbotenerweise aber sehr achtsam noch ein kleines Feuer gemacht (weil das den Kids so viel Spaß gemacht hat und für uns irgendwie dazu gehörte) und dann meistens am Morgen bis 9 oder 10h geschlafen (ausgenommen einiger Sonnenaufgänge an wunderschönen Orten, an denen wir uns extra den Wecker stellten um diese nicht zu missen).Dann steuerten wir gemütlich die nachte Traumbucht an, meist sehr spontan und oftmals ohne genauen Plan, rein intuitiv, nach Bauchgefühl immer Richtung Süden und der Sonne entgegen. Bekannte Destinationen erreichten wir daher meist erst gegen Abend und passend zum Sonnenuntergang. Da war es überall zu unserem Glück immer ziemlich bis ganz verlassen. Manchmal schliefen wir dann einfach vor Ort und waren etwas peinlich berührt wenn am nächsten Morgen bereits vor unserem Erwachen die ersten Touristen in ihren Autos anrollten, wenn wir erst verschlafen aus unserem Camper stolperten und Kaffe aufsetzten. So waren wir doch irgendwie immer die ersten, bzw die Letzten werden die Ersten sein;-)

 

Der ganze Trip führte uns in 11 Tagen entlang der Ostküste und wir legten in dieser Zeit rund 1900km zurück. Wir sind jeden Tag an einem anderen wunderschönen Ort aufgewacht und zu Bett gegangen. Am liebsten in der Nähe vom Meer aber auch manchmal in Mitten einer Lichtung im Busch. Besonders den Weg zum Pretty Beach, den wir nie gefunden haben, werde ich nie vergessen. Ich glaube diese Straße war auf keinen Fall für Autos, außer vielleicht super Jeeps mit dicken Reifen und Allradantrieb geeignet und auf keinen Fall für Camper geeignet. Dicke und tiefe Furchen durchzogen den steinharten roten und ausgetrockneten Boden und schlängelten sich nicht enden wollend durch unendliche Eukalyptuswälder bis wir in einer Sackgasse an einer kleinen Lichtung landetet. Natürlich wie so oft erst am späten Nachmittag. Wir beschlossen uns zu Fuß weiter auf die Suche nach dem pretty Beach zu machen, welchen wir unbedingt sehen wollten. Den Strand fanden wir zwar wie gesagt nicht, machten dafür aber eine wundervolle Wanderung zum Sonnenuntergang und kamen erst bei Anbruch der Dunkelheit mit Taschenlampen bewaffnet zurück zu unserer kleinen Lichtung mitten im Australischen Busch, wo wir um 22h Spagetti Carbonara auf einem Gaskocher kochten, ein kleines Feuer machten und wein tranken. Was für ein schönes und unvergessliches Abenteuer. Auf unserem Weg sahen wir wilde Kängurus und später noch ziemlich große Spinnen und Käfer..dann schauten wir lieber weg;-)

 

Mein persönliches Highlight war ein besonders schöner und weitläufiger Strand , den ich gegen Abend komplett intuitiv nach dem Motto ich glaube hier biege ich jetzt einfach mal ab nach ca 8km Waldweg fand.Dort war einfach mal NIEMAND und es war gigantisch groß und weit dort. Hier erlebte ich am nächsten Morgen den schönsten Sonnenaufgang in meinem ganzen Leben in absoluter Ruhe und Einsamkeit .Was für ein Geschenk! Es tut so gut sich intuitiv leiten zu lassen und mit solch tollen Erlebnissen und Momenten belohnt zu werden.

Herausforderungen

Bei all den schönen Erlebnissen und Momenten bringt so ein Roadtrip, insbesondere mit Kids in diesem Alter, auch besondere Herausforderungen mit sich. Ich hatte ja bereits erwähnt das meine Kids zusätzlich zu ihrem herausfordernden Alter (Noah 10Jahre/Jolie 12 Jahre) bereits vor der Reise ein ziemlich großes Konfliktpotential aufwiesen. Mit dem Unterschied das in Hamburg natürlich jeder seinen eigenen geregelten Alltag mit Schule und eigenem Freundeskreis, eigene Hobbys und Verabredungen am Nachmittag und vor allem nicht nur ein eigenes Zimmer , sondern auch ein eigenes Bett vorhanden ist, sowie bekannte Lebensmittel und Gerichte sowie wifi und andere Annehmlichkeiten der verwöhnten Kids der neusten Generation..sprich genug Raum und Zeit sich aus dem Weg zu gehen.

 Seid wir auf reisen sind schlafen wir meist alle in einem Bett und teilen uns oft nur einen Raum. Der Camper mit gefühlt 3Ouadrtmetern Bewegungsfreiheit war somit allein vom Lebensraum eine sehr große Herausforderung für uns Alle. Steht man sich dort doch mehr auf den Füßen als sich aus dem Weg gehen zu können.

 

Hinzukam die Tatsache das die Kids auf dem Trip 20 Tage kein Wifi hatten. Genug Zeit und zu wenig Raum um die Streitigkeiten auf den Höhepunkt zu treiben. Dazu teilweise lange Autofahrten auf denen sich regelmäßig darum gestritten wurde welche Musik gehört wird. Tägliches Räumen von A Nach B, Bett ausziehen, wieder zusammenklappen, Klamotten ein und wieder auspacken etc pp. Auch das Lernen für die Schule ist während dieser Zeit Wort wörtlich auf der Strecke geblieben und war für uns in dem kleinen und überfüllten Camper einfach nicht möglich. Die Erlebnisse und die Zeit draußen in der Natur waren eigentlich immer toll für die Kids, aber die Autofahrten und der 180. Stopp bei einem tollen View wurde für die Kids zunehmend uninteressanter und teilweise wollten sie garnicht mehr mit aussteigen, wenn Maria und ich mal wieder einen weiteren kurzen stopp einlegen wollten. Selbst bei der Great Ocean Road, auf welcher Maria und ich jeden Meter genoßen meinten die Kids irgendwann es wäre ja total langweilig und sähe doch überall gleich (schön)aus...Auch auf Familienportraits an den schönsten Orten und Aussichten unserer schönen Erde hatten die Kinder langsam kein Bock und kein Verständnis mehr;-)

 

Dies Alles ist wiederum eine Herausforderung für uns Erwachsene. Die Kinder haben einfach noch eine ganz andere Wertvorstellung und oftmals ganz andere Prioritäten als wir Erwachsenen und das muss man versuchen so anzunehmen und zu verstehen und darf sich dadurch nicht selbst den Spaß verderben lassen und nicht zu viel von ihnen erwarten (das gelingt einem mal mehr mal weniger gut). Ich kann insbesondere Jolie gut verstehen, die als Teenager natürlich gern ihren Freiraum hätte und sucht und es total nervig findet immer mit ihrem kleinen Bruder abhängen zu müssen und genauso Noah, der immer mit uns Mädels auskommen muss und dem oft sicherlich auch männliche Unterstützung fehlt.Neben den Bedürfnissen der Kinder, welche zu allem übel auch noch meistens sehr unterschiedlich verlagert sind, hat man ja auch noch eigene! Nun ja, diese kommen während eines Roadtrips alleine mit Kids meistens eher zu kurz;-) Schließlich muss neben dem Gefahre auch doch noch einiges geplant, recherchiert und organisiert werden. Auch was noch bevorstehende Reisen betrifft. Die Zeit dafür zu finden ist oftmals nicht so einfach. Eine Weltreise ist halb nicht mit einem Urlaub zu vergleichen, sondern bringt einen auch immer wieder in neue und herausfordernde Situationen.

 

Deshalb umso schöner das Maria und Timo uns einen großen Teil dieser Reise begleitet haben und mit ihrer Anwesenheit einiges aufgelockert und uns Alle sehr damit bereichert haben. Die Kids haben auch oft zu dritt gespielt und auch in immer wieder wechselnden Konstellationen. Besonders schön war zu sehen wie kreativ die Kinder ohne Medien und Wifi geworden sind. Sie haben Drehbücher geschrieben, Videos gedreht , Fussball gespielt, Muscheln und Steine gesammelt, Musik gemacht, gereimt, Spiele gespielt, English gesprochen und und und...Es bringt großen Spaß so eine besondere Zeit mit lieben und gleichgesinnten Menschen zu verbringen und ich bin sehr dankbar dafür das wir auf unserer Reise immer wieder großartige Menschen treffen.

 

Ich denke das diese Zeit zwar eine große Herausforderung war , aber den Kindern auch sehr gut getan hat. Später werden sie mit ein wenig Abstand und wachsendem Alter sicherlich auch noch eine ganz andere Wertschätzung entwickeln. Schon jetzt fangen sie an unsere bisher bereisten Länder, welche inzwischen schon der Vergangenheit angehören auf individuelle Art und Weise zu vermissen. Vermissen und auch wertschätzen kann man meist erst die Dinge die man nicht mehr hat. Es findet also oft rückblickend statt. Um all die vielen Dinge , die wir erlebt haben zu verarbeiten und zu reflektieren brauchen wir alle noch Zeit. Fakt ist das es ganz viele tolle Momente und Erlebnisse sind , welche wir für immer in unseren Herzen tragen und niemals vergessen werden. 

Great Ocean Road

Da uns der Roadtrip von Sydney nach Melbourne trotz Herausforderungen so gut gefallen und die Zeit wie immer zu knapp war, haben wir uns entschieden nach unserer schon vorher gebuchten kleinen Auszeit in einem kleinen Haus am Meer in der Nähe von Melbourne nochmal mit dem Camper loszuziehen. Wir wollten unbedingt noch die Great Ocean Road fahren, welche zu den bekanntesten und schönsten Strecken auf der ganzen Welt gehört.

 

Auf unserem letzten Roadtrip wären wir an den meisten Orten gerne sehr viel länger geblieben als nur eine Nacht! Für die Great Ocean Road planten wir daher nochmal 8 Tage ein (obwohl man es auch in 2-4Tagen machen könnte und trotzdem war die Zeit für uns wieder gefühlt zu kurz). Dieses Mal fuhren wir weitere 1400km und die wunderschöne Great Ocean Rod führte uns nicht nur entlang der atemberaubenden Küste sonder auch durch Wälder und Täler ins Landesinnere bis zum Grampiens Nationalpark.

 

Die Natur und die Landschaften waren so schön und so vielseitig. Es hat mir großen spaß gemacht der kurvigen Straße mit all ihren schönen Überraschungen zu folgen. Leider haben wir aber auch während des gesamtem Roadtrips mindestens genauso viele tote Kängurus auf den Straßen wie lebende in der Natur gesehen (wenn nicht noch mehr). Ich habe jedesmal gehofft das mir das bitte bloß nicht passieren darf, die Kinder hätten es mir nie verziehen und ich währe für den Rest meines Lebens als Kängurumörderin verschriehen gewesen.

 

Bis jetzt ist dieses Los glücklicherweise an mir vorbeigegangen. Jedoch befinde ich mich gerade in Tasmanien während ich diese Zeilen verfasse und muss leider zu Bedenken geben das es hier tatsächlich den Höhepunkt an toten Tieren auf den Straßen erreicht. Noch nie in meinem ganzen Leben habe ich so viele tote Tiere (überwiegend Kängurus) auf Straßen gesehen. Allein bei meiner ersten Fahrt  (in der Dunkelheit) vom Flughafen zu unserer ersten Unterkunft, musste ich drei Tieren mit viel Glück und guten Reflexen auf der Straße im letzten Moment ausweichen.Der Verkehr in Australien hält also etwas andere Herausforderungen bereit.

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