Eigentlich hatte ich meinen Wunsch Australien zu bereisen aus Kostengründen bereits verworfen. Doch irgendwie ließ mich der Gedanke nicht los, schließlich war ich von Asien aus nicht sehr weit entfernt und wann würde ich wieder die Gelegenheit und die Zeit haben nach Australien zu kommen? Von Deutschland aus eher unwahrscheinlich...Von Kuala Lumpur aus, wo wir die Weihnachtsfeiertage verbracht haben relativ schnell und günstig in 9 Stunden mit einem Direktflug zu erreichen.
Da ich sowieso eher der "Ganz-oder Garnichttyp" bin und mir außerdem (wie schon des öfteren auf dieser Reise) dachte "you only live once" habe ich mich dazu entschlossen Sylvester dieses Jahr als besonderes Highlight mit den Kids in Sydney zu verbringen.Wenn schon denn schon;-)
Vielleicht ein wenig naiv, wie ich nach der Buchung des Fluges und bei der Suche nach bezahlbaren Unterkünften kurz darauf feststellte. Da alles relativ kurzfristig entschieden wurde, war natürlich und nicht zuletzt in der Weihnachte-Und Neujahreszeit vieles schon ausgebucht. Die Preise für ein kleines privates Zimmer in Stadtnähe bewegten sich in diesem Zeitraum um die 300Eur pro Nacht aufwärts. Ich hatte mich schon im Vorfeld auf hohe Kosten eingestellt und mich u.a. bei einem housesitterforum (Trusted Housesitters) angemeldet und auf einen coolen Housesit gehofft und für Australien im Allgemeinen 8mal unabhängig von Sylvester) gehofft über workaway auf einer Pferdefarm unterzukommen (mit welcher ich schon im Vorfeld Kontakt aufgenommen hatte) und damit günstig irgendwie unterzukommen.
Aber nichts von Alldem kam zur tatsächlichen Umsetzung. Wahrscheinlich bin ich als Frau mit zwei Kindern bei workaway nicht der optimale Kandidat und auch bei den Housesits hatte ich bisher leider kein Glück, aber vielleicht klappt es in Zukunft ja nochmal woanders mit dem mega housesit-Jackpot von dem ich so träumte,
Jetzt hieß es andere Lösungswege zu finden, denn der Flug war gebucht! Was auch noch ganz oben auf meiner Bucket List der Weltreise stand war mit den Kids eine längere Zeit mit einem richtigen Wohnmobil unterwegs zu sein. Der Roadtrip in Afrika hat uns allen dreien schon sehr gut gefallen und wir haben schon dort gefühlt in unserem auto gelebt, nur das wir dort nicht schlafen konnten. Da ich nur für die ersten drei Nächte vom 27.12.-30.12. eine bezahlbare Unterkunft in einem Studentenheim nahe Sydney fand (die sich im Nachhinein als eine der schlimmsten Unterkünfte der gesamten Reise herausstellte), mietet ich schon ab dem 30.12. einen Camper mit welchem wir innerhalb von 12 Tagen an der Ostküste runter nach Melbourne fahren wollten.
Sydney war für uns Liebe auf den ersten Blick ! Was für eine wahnsinnig tolle und wunderschöne Stadt. Die ersten drei Tage waren wir fast ununterbrochen mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs und haben dank der Opal Card die ganze Stadt mit dem Bus, der Fähre und natürlich auch zu Fuß ausgiebig erkundet. Wir fühlten uns vom ersten Moment an sehr wohl und auch die Kinder waren mehr als begeistert. Sydney machte schon nach kürzester Zeit unserem bisherigen Favoriten unter den Großstädten, Capetown, echte Konkurrenz und gehört für uns definitiv zu den bisher wenigen Orten/Städten, wo wir uns wirklich vorstellen könnten zu Leben.
In Sydney haben wir auch das erste Mal Maria und Timo getroffen.Eine Mama mit ihrem 12 jährigen Sohn, welche ebenfalls gerade auf Weltreise sind. Schon bei unserem ersten Treffen am bekannten Bondi Beach waren wir uns direkt sympathisch und ich wusste das passt. Seitdem sind wir hier in Australien quasi unzertrennlich und zu einer richtigen kleinen Großfamilie zusammengewachsen. Wir beschlossen den Jahreswechsel doch noch gemeinsam in Sydney zu feiern , obwohl wir ja bereits unseren Camper gemietet hatten , in welchem wir dann später tatsächlich auch alle fünf nach dem gigantischen Feuerwerk gemeinsam übernachtet haben.
Aber nun erstmal von Anfang an...Der Entschluss gemeinsam Silvester in Sydney verbringen zu wollen war schnell gefasst, den richtige Ort dafür zu finden eine ziemliche Herausforderung! Selbstverständlich wollten wir das Feuerwerk auch gerne mit Blick auf Harbour Bridge und Opera erleben, jedoch kosten die abgesperrten und limitierten Plätze und Orte von denen dieses gut ersichtlich ist einen häufen Kohle und sind zudem schon Monte im Voraus ausgebucht. So recherchierten wir fleißig und waren stets auf der Suche nach Insidertipps und Secret Spots von denen wir es doch noch sehen konnten ohne zum einen viel Geld dafür bezahlen zu müssen und zum anderen nicht eingequetscht an öffentlichen Plätzen, zu denen Millionen Menschen sich schon morgens in der Früh des 31.12. aufmachten bis 24h ausharren zu müssen. Unsere Bedenken drehten sich hierbei um die Menschenmassen, eine nicht auszuhaltende Hitze und stundenlange Wartezeit , die wir weder den Kindern noch uns zumuten wollten.
Wir bekamen von mehreren Lokals Tipps und entschieden uns dann recht spontan, wie immer, alles für ein schönes Piknik und was man sonst noch so benötigt zu besorgen und uns gegen Mittag dann ganz entspannt zum Milkbeach aufzumachen, von welchem man angeblich das Feuerwerk gut sehen , den Menschenmassen entfliehen konnte und keinen Eintritt zahlen musste. Hörte sich gut an, war aber nicht so...Nachdem wir bewaffnet mit Champagner, Bier und alkoholfreiem Kindersekt, sowie einigen anderen Leckereien (wir waren wirklich nicht unwesentlich schwer beladen!) nicht nur des Milkbeaches, sondern auch noch drei weiteren Plätzen verwiesen wurden und dann auch noch auf unserem notdürftig ergatterten zwei Quadratmeter mega abschüssigem Hügelplatz in einer Menschenmenge darauf hingewiesen wurden das Alkoholtrinken an öffentlichen Plätzen nicht gestattet sei und unser Bier (zum Glück war es nicht der Champagner, obwohl der uns eh später im Gefrierfach des Campers nachdem verboten und vergessen explodiert ist) vor den Augen der Polizei auskippen mussten und auch diesen Platz räumen mussten, ist uns echt langsam die Laune vergangen.
Wir wussten einfach nicht wohin, waren voll beiden und voll verzweifelt und konnten noch nicht mal Alkohol trinken und das an Sylvester. Davor war es by the way auch nicht einfach einen legalen Parkplatz für den Riesen Camper zu finden, welchen wir ca eine halbe Stunde entfernt geparkt hatten und auch das Wetter war im Gegensatz zu den herrlich sonnigen und heißen tagen zuvor in Sydney eher grau und trüb...Da sah ich ein wenig abseits vor einem der großen und luxuriösen Anwesen der Reichen und Schönen ein kleines Stück Wiese neben den Menschenmassen mit bestem Blick auf die Bridge...
Ich steuerte darauf zu und fragte einen Polizisten ob wir uns nicht dort mit den Kindern hinstellen durften, wohingegen er mir erklärte das dies Privatgrundbesitz sei und nur der Eigentümer dies entscheiden könnte. Neben der Rasenfläche und vor dem großen Tor des Wahnsinnshauses saß ein älterer grimmig wirkender Mann auf einem Klappstuhl...ich ging hin ohne nachzudenken und begann meine Frage mit "ich weiß ich bin jetzt wahrscheinlich die hundertste Person, die Ihnen heute Abend diese Frage stellt, aber bestünde evtl. die Möglichkeit das wir mit unseren drei Kindern noch ein kleines Plätzchen auf Ihrer Wiese bekämen um das tolle Feuerwerk bestaunen zu können?" Und entgegen meiner Erwartungen sagte er doch tatsächlich ja:_) Wir konnten unser Glück kaum fassen und hatten so mit wenigen anderen Leuten die Möglichkeit das Feuerwerk mit tollem Blick und ohne Gedrängel sehen zu können. Während unserer Wartezeit bekamen wir immer wieder mit wie zahlreiche anfragende Leute knallhart abgewiesen wurden und ich kann mir bis heute nicht erklären, weshalb er bei mir ja gesagt hat und wir Alle waren wahnsinnig dankbar! Maria und ich beschlossen nochmal zum Camper zurückzugehen und wärmere Klamotten zu holen, da es eher zu kühl als unserer Befürchtung nach zu heiß war.
Außerdem konnten wir bei dieser Gelegenheit wenigstens noch unser übrig gebliebenes Bier in eine Thermoskanne umfüllen, den Champagner würden wir uns für eine andere Gelegenheit aufbewahren.
Gesagt getan, doch wie berichtet war der Weg zu Camper nicht gerade nah und so blieben die Kinder auf der Luxusgrünfläche und wir zogen los um die Sachen zu holen. Als wir beim Camper ankamen fing es plötzlich an in Ströhmen zu regnen.Wir beeilten uns und brauchten natürlich trotzdem zu lange und fanden unsere Kinder ziemlich durchnäßt und wütend vor. Wir hatten offensichtlich so lange gebraucht daß die Kinder in dieser Zeit einen vorwurfsvollen Rapsong vor uns vorbereitet hatten den sie uns dann noch vortrugen. Mit neuen Klamotten, weiteren Snacks , Wunderkerzen und Bier aus der termoskanne kamen dann aber doch noch rechtzeitig Alle wieder in bessere Stimmung und so genossen wir ehrfürchtig das erste Feuerwerk um 21h und es hatte zum Glück auch wieder aufgehört zu regnen ! Schon dieses Feuerwerk war wahnsinnig schön und beeindruckend. Danach gingen wir nochmals alle gemeinsam zum Camper zurück und gingen erst um 23.30h wieder zum großen Feuerwerk zurück. Manchmal schon ziemlich praktisch wenn man sein flexibles "Zuhause" und alles was man so braucht immer in der Nähe hat;-)
Das große Feuerwerk um 00.00h war für uns einzigartig und unvergesslich! Ich konnte es kaum glauben tatsächlich mit meinen Kids in Sydney zu sein! Noch vor einem Jahr hatten wir an demselben Tag Raketen mit dem Wunsch Weltreise in den Himmel geschickt. Ob dieser Wunsch wirklich umsetzbar war und in Erfüllung gehen würde war unklar und davon ein Jahr später mit meinen Kids in Sydney Silvester zu feiern hätte ich mich wohl kaum zu träumen gewagt. Wie von so Vielem Anderen was wir in dem letzen halben Jahr erlebt hatten ebenso wenig! Hinter mir lag eines der schönsten und wertvollsten Jahre meines Lebens und genauso sehr freute ich mich auf das kommende Jahr und hieß es von ganzem Herzen willkommen.
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