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Roadtrip Namibia

Einmal vorweg, als ich mich entschlossen habe mit den Kids eine Selbstfahrersafari durch Afrika zu planen, waren doch Einige im Vorfeld etwas besorgt um unsere Sicherheit. Dies hat auch mich mit zunehmender Vorbereitung wie Erste Hilfe Kurs und die Auseinandersetzung mit Themen wie Testament, Patientenverfügung und Auslands- und Unfallversicherung im Vorfeld verunsichert, da ich dadurch ständig mit "Worse-case-Szenarien" konfrontiert war. Was ist wenn...schreckliche Vorstellungen, an welche man nicht denken mag und als verantwortungsvolle Mutter dennoch denken muss und sich ebenfalls so gut wie möglich schützen und darauf vorbereiten sollte.

 

Es freut mich hier nun mein positives Resüme ziehen zu können. Ich kann eine Selbstfahrersafari durch Namibia, auch als Frau alleine mit zwei Kindern, nur empfehlen. Es war eine wundervolle Zeit mit vielen neuen Erfahrungen, Erlebnissen und Einblicken in einen andere Welt, welche wir auf keinen Fall missen möchten. Wir haben uns bis auf wenige Momente immer sehr sicher gefühlt und haben viele freundliche Menschen getroffen, die immer sehr offen und hilfsbereit waren.

Unsere Route

Wie ihr auf dem Bild vielleicht erkennen könnt starteten wir unseren Trip in Windhoek . Nach einem langen und anstrengenden Flug (erster Langstreckenflug für die Kids) hatten wir das große Glück die ersten beiden Nächte bei der Familie einer Freundin übernachten zu dürfen, welche wir vorher nicht kannten, jedoch schnell ins Herz geschlossen haben. Claudia und Ihre Familie haben uns sehr herzlich aufgenommen und uns in den ersten zwei Tagen tolle Eindrücke und Erlebnisse in Windhoek ermöglicht und gleich ein Gefühl von zuhause gegeben .

 

Windhoek hat uns sehr gut gefallen. Wir haben dort das Nationalmuseum besucht und uns die Stadt angesehen. Wir hatten ein tolles Barbecue mit Familie und Freunden, ich war zum Lebkuchen verzieren mit Claudia beim Elterntreff der deutschen Schule von Windhoek und habe mich plötzlich wie im Winter in Deutschland gefühlt, und das nicht nur wegen der doch noch ziemlich kalten Temperaturen, besonders am Abend:-)

 

Wir waren super toll essen im Thule Hotel mit wunderschönem Ausblick zum Sundowner, mit leckeren Cocktails und staunten bereits hier schon über die vielen deutschen Einflüsse vor Ort. "Mama, wieso sprechen hier so viele Leute deutsch?" Außerdem ein Hauch von Amerika Feeling wie ich finde...und schon waren wir in unserer ersten Geschichtslektion angekommen, dazu später mehr zum Thema Lernen auf Reisen. Die Supermärkte und das Essen (besonders das Fleisch ) sind der Hammer und die Preise im Verhältnis durchaus erschwinglich. Ich glaube ich habe noch nie in meinem Leben zuvor so gutes Fleisch gegessen und  die Sonnenuntergänge sind gigantisch!

Ojiwarongo

Erster Roadtrip mit dem neuen Auto und im Linksverkehr auf teils unbefestigten Starßen. Am Anfang wollte ich immer an der falschen Seite einsteigen und habe Anschnaller und Schaltung immer wieder rechts gesucht, jedoch gewöhnt man sich doch sehr schnell an den Linksverkehr und wenn ich wieder zurück in Deutschland bin wird es mir nach ein paar Tage sicherlich wieder genauso gehen:-) Auch auf den Straßen durch die unendliche Weite zu cruisen hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht und ist nur halb so anstrengend wie nerviger Stadtverkehr in Deutschland. Ich fahre eigentlich ungern längere Strecken, aber in Namibia könnte ich den ganzen Tag nichts anderes tun. Trotz wenig Autos auf den Straßen gilt es sich gut zu konzentrieren, nur auf  Schlaglöcher und plötzlich auf die Straße laufende Tiere anstatt auf andere Autos.

 

Von Windhoek aus war unser erster Stop im African Guest House in Ojiwarongo. Ein schöner kleiner Ort nur ca 3 Stunden von Windhoek entfernt. Die Lodge war super und wir besuchten dort die Krokodile Farm und den Cheetah Conservation Found. Mit den Krokodilen wird hier leider ein ziemlich gutes Geschäft gemacht, da das Krokodilleder immer noch ziemlich beliebt für die Verarbeitung von Schuhen, Gürteln und Taschen zu sein scheint und sehr teuer ist. Gleich neben der Krokodil Farm war ein riesiges Arsenal , in welchem tausende Krokodile nur zu diesem Zwecke gefangen, gehalten und auf Bestellung erschossen werden. Außerdem wird in Afrika oft und gerne Krokodilfleisch gegessen. Die Kinder waren dennoch schwer beeindruckt von der Krokodilfarm und durften sogar die Babykrokodile halten. Es gab dort viele Tier in den unterschiedlichsten Entwicklungsstadien zu sehen und zu beobachten.

Cheetah Conservation Found

Der Cheetah Conservation Fund befindet sich in Ojiwarongo, etwa drei Stunden von Windhoek entfernt. Die Base ist das International Research und Education Center, in welchem Forscher und Studenten weltweit mehr über die Cheetahs herausfinden und lernen. Das Programm zum Schutz und zur Erhaltung der Cheetahs erreicht tausende Farmer , zehntausende Studenten und Hunderttausende Online Unterstützer weltweit. Ausserdem gehört es zum Ökotourismus und ist eine Anlaufstelle für Interessierte und Besucher von überall aus der Welt .

Es ist eine Auffangstation von verweisen Tieren oder auch Tieren aus Menschenhänden ( hier leben beispielsweise auch zwei Cheetahs , welche bei Menschen zuhause gehalten wurden). Es gilt also hier zu unterscheiden zwischen Tieren, welche bis an ihr Lebensende hier aufgenommen, verpflegt und umsorgt werden, insbesondere solche, welche aus unterschiedlichen Gründen nicht in der Lage wären selbstständig in der freien Natur zu überleben und denjenigen, bei welchen versucht wird sie wieder auszuwildern und zur rechten Zeit in die freie Wildbahn zu entlassen. Die Überlebenschancen stehen hier 50:50. Allgemein sind die Überlebenschancen der Cheetahs gegenüber anderen Wildkatzen eher gering. Die scheuen Tiere jagen tagsüber und schlafen nicht wie die Leoparden auf Bäumen. Die Konkurrenz durch Löwen und andere Wildtiere an den Wasserstellen der Nationalparks ist einfach zu groß. Daher findet man dort in den seltensten Fällen Cheetahs. Sie halten sich eher in der Nähe von Farmen und Menschen auf und jagen dort . Dies führt dazu das die Cheetahs einer der größten Feinde der Farmer sind und von diesen oft zu Unrecht erschossen werden. Die Farmer gehen selbstverständlich davon aus das das gerissene Vieh ausschließlich auf das Konto der Cheetahs geht, was so nicht stimmt. Der Cheetah Conservation Found leistet hier einen großen Beitrag im Bereich Aufklärung und Schutz zur Erhaltung der Art und ist somit sicherlich eine Reise und einen Besuch wert. Außerdem gibt es die Möglichkeit zu spenden und zu unterstützen.

Swakopmund und Walvis Bay

Swakopmund und Walvisbay waren in unseren Augen die schönsten Orte , welche wir während unseres Roadtrips gesehen und besucht haben. Es sind kleine malerische Orte gelegen zwischen Küste und unendlichen Dünenlandschaften. Das Klima war hier sehr rau und kalt und es wehte eine steife Brise wie wir sie aus unserer Heimatstadt Hamburg kennen und lieben. Auch der kleine idyllische Fischereihafen und die vielen deutschen Einflüsse vor Ort haben uns sogleich das Gefühl von Zuhause vermittelt. Die Menschen waren , wie übriges bisher überall in Afrika, sehr freundlich, hilfsbereit und offen. Der Afrikanische Dialekt Afrikaans erinnert an Holland oder die Schweiz. Wir haben mehrere Tage in Swakopmund verbracht und viel erlebt und ausprobiert und es uns richtig gut gehen lassen.

Campen in Sesirem

Wir haben uns von einem Freund sagen lassen das Zelten in Afrika ein must do ist. Ausserdem war und ist es mir wichtig so viele unterschiedliche Erfahrungen wie möglich mit den Kindern zu machen und mitzunehmen. Daher sind unsere Unterkünfte sowieso immer sehr abwechslungsreich und bisher war von Luxus bis Campen bis hin zur hinterletzten dreckigen Absteige schon alles dabei. Das Campen war aber definitiv eine der größten Herausforderungen in Namibia. Allerdings nicht wegen des Campens ansicht , sondern vielmehr weil es soooo bitterkalt und windig war ,das wir nur knapp überlebt haben. Nach einer durchfrorenen und schlaflosen Nacht auf hartem Boden ( wir hatten auch nicht gerade das beste Equipment ), entschlossen wir uns es bei einer Nacht zu belassen , anstatt bei wie geplant zwei Übernachtungen. Dies führte zu einem unfreiwilligem erneuten Abenteuer, da wir uns somit kurzfristig und spontan eine andere Unterkunft suchen mussten und festsellten, das in der Nähe alles ausgebucht war. Wir entschlossen so weit wie Möglich zurück Richtung Windhoek zu fahren und uns bei Anbruch der Dunkelheit im nächstliegenden Ort etwas zu suchen. Tatsächlich landeten wir erst spät nach Einbruch der Dunkelheit in Rebooth in einem schrecklichen B&B. Das war eine der Situationen aus denen ich wirklich gelernt habe. Kein gutes Gefühl im Dunklen in einem fremden Ort einen Schlafplatz zu suchen. Als wir endlich fündig wurden gleich der nächste Schreck, da der Vermieter, der uns erstmal freundlich herein bat und uns in Aussicht stellte ein Zimmer zur Vermietung zu haben, hinter uns die Tür abschloss und angetrunken zu sein schien. Während wir auf die Ankunft der angeblich zuständigen Frau warteten, wurde ich zunehmend nervöser, habe aber äußerlich Ruhe bewahrt. Glücklicherweise dauerte es nicht lange bis die Frau tatsächlich kam und uns in ein schäbiges , abschliessbares Zimmer brachte. Vor lauter Schreck habe ich nicht mehr all unser Gepäck aus dem Auto geholt, weil ich mit den Kids nur schnellstmöglich in Sicherheit in unser Zimmer wollte. Als ich dann um Mitternacht laute und grölende Männerstimmen auf dem Gelände hörte und kurz darauf die Alarmanlage eines Autos, dachte ich okaay, das wars jetzt, die brechen unser Auto auf und ich kann nichts machen. Ich habe dann die Frau des B&B kontaktiert und um Hilfe gebeten. Die kam glücklicherweise tatsächlich mit einem Schrank von Mann zur Hilfe geeilt. Glücklicherweise stellte sich heraus das die grölenden Männer zu den anderen Strangers gehörten und die Alarmanlage zu einem anderen Auto. Schlafen konnte ich auch in dieser Nacht trotzdem nicht mehr und ich weiss nicht wann mir das Herz das letzte Mal so bis zum Hals geschlagen hat. Am nächsten Tag waren wir quasi vor Sonnenaufgang auf dem Weg zurück nach Windhoek und ich wahnsinnig glücklich und dankbar das uns nichts passiert ist.

Sossousvlei

Alle kommen nach Sossousvlei um die größten Dünen der Welt zu bestaunen . Eine tolle Landschaft mit wunderschönen Farbkontrasten und dem Gefühl von absoluter Freiheit und Weite. Der Big Daddy und die gegenüberliegende Düne Big Mommy sind auch zu Fuss zu besteigen. Den ca. dreistündigen Aufstieg haben wir allerdings ausgespart, obwohl wir sicherlich mit einer tollen Aussicht belohnt worden wären. 

Jedoch ist schon die Fahrt an sich zu den Dünen und durch die unterschiedlichen Landschaften der verschiedenen Districts Namibias abenteuerlich und atemberaubend genug. Wir sind auch hier auf unzähligen holprigen und sandigen Wegen durch Berge und Täler, durch Wüste und Steppe gefahren dessen Wege immer wieder von vielen Tieren wie Affen, Böcken, Wildschweinen und Wildpferden gekreuzt wurden. Ein Erlebnis, welches ich niemals missen möchte.

Zudem ein großes Lob an meine Kinder, die tolle Beifahrer waren und hingegen meiner Erwartungen auch lange Strecken mit Geduld und Aufgeschlossenheit gemeistert haben. Zudem war mir Jolie eine große Unterstützung beim finden der richtigen Routen und Noah hat während der Fahrt tolle Fotos gemacht. Definitiv ein Alter (Jolie 12/Noah 10Jahre) indem es sich super (auch mit dem Auto) mit den Kindern reisen lässt! Ich denke wir haben alle viel auf dieser Reise gelernt und mitgenommen .

Roadtrip Regeln für Namibia

  • Lass den Tank niemals leerer als halbvoll werden, du weisst nie wann die nächste Tankstelle kommt!
  • Regelmäßig den Reifendruck kontrollieren.
  • Lasse Nichts ersichtlich im Auto!
  • Volle Konzentration auf die Straße! Überall lauern Schlaglöcher und plötzlich auf die Straße laufende Tiere.
  • Stelle sicher das Du vor Anbruch der Dunkelheit Dein Ziel erreichst (baue auch einen Puffer für Pannen oder andere Notfälle ein)
  • Beware Cash und Kreditkarten an unterschiedlichen Orten auf (auch Verstecke im Auto)
  • Habe immer etwas Kleingeld zur Hand und ggf ein Fakeportmonai (ohne Deine Kreditkarte) welches Du bei einem Überfall ggf aushändigen kannst.
  • Mach einen Erste -Hilfe-Kurs, wir haben einen Unfall in der Wüste gesehen...Es ist wichtig sich selbst oder anderen helfen zu können bis entsprechende Hilfe vor Ort eintrifft.
  • Lerne Reifen zu wechseln (In Namibia sind die Straßen oft in abenteuerlichen Zuständen und Reifenpannen kommen sehr häufig vor. Oftmals begegnet Dir kilometerweit kein Auto und du hast kein Netz und keine Kommunkation zur Außenwelt).
  • Habe daher auch eine Karte in Papierform dabei, falls Dein Internet nicht funktioniert oder du kein Navi hast.
  • Habe immer ausreichend Wasser und Snacks dabei, insbesondere mit Kindern;-)
  • Wenn Du eine Pause machst, lasse die Autotür nie offen stehen, auch wenn kein Mensch weit und breit zu sehen ist, Schlangen und Tiere lauern überall und können unbemerkt ins Auto gelangen.
  • Habe die Türen auch während der fahrt und in Ortschaften verschlossen.
  • Verhandele immer die Preise oder versuche es zumindest.
  • Versuche nur in den Banken Geld abzuheben und nicht an Automaten an öffentlichen Plätzen.
  • In Namibia wird höchstens ein 4-5 Stelliger Code der Kreditkarte akzeptiert (meiner war sechsstellig, sodaß ich in Namibia nur unter sehr erschwerten Bedingungen an Cash gekommen bin, das Bezahlen mit der Kreditkarte war hingegen kein Problem.
  • Sei freundlich und offen und das selbe wird zu dir zurück kommen
  • Habe Respekt vor Natur, Menschen und Tieren!
  • Gib was zurück, vielen Menschen geht es so viel schlechter als uns, jeden Tag eine gute Tat.
  • Hab Vertrauen, sei dankbar und probiere so viel neues wie nur möglich:-)
  • Just live and enjoy life with your kids and explore more and grow together<3
  • AFRIKA IS AMAZING

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